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Andere geben viel Geld für Therapien aus oder suchen sich in bizarren Ritualen selbst. Robbie Williams hat ein anderes Rezept: Der britische Popstar macht die Bühne zum Ort der Therapie. Er ist Patient und Arzt zugleich — und obendrein ein fantastischer Entertainer, mit 51 topfit wie nie zuvor.

Der früh abwesende Vater gab seinem Sohn einst die Liebe zum Swing mit, die Mutter betrieb einen Pub, und Robbie saugte beides auf. Der Manager Nigel Martin-Smith hatte in Gary Barlow schon das musikalische Talent gefunden, in den anderen drei Mitgliedern die gut aussehende Ergänzung.

Ein energetischer Jungspund fehlte noch. Man hört gerne zu, wenn Williams auf der Bühne von seinem Kampf mit Alkohol und Drogen berichtet oder Geschichten von damals erzählt, etwa über die kurze Sommerromanze mit dem Spice Girl Geri Halliwell — und darüber, wie die beiden einander gerettet haben.

Der charismatische Prolo stieg als Solokünstler zum Superstar auf. Um hatte er in Europa alles erreicht — und galt als Top-Kandidat dafür, jung zu verglühen. Es sollte ganz anders kommen: Mit seiner Frau Ayda und vier Kindern lebt Williams heute in London. Seit 26 Jahren ist der Mann mit der unverkennbaren Stimme und dieser ureigenen Mischung aus Dackel- und Verführerblick nüchtern.

Seine Sucht habe er anders kanalisiert, sagt er: schreiben, malen, Lieder komponieren. Die Selbstzerstörung hat er in den Griff bekommen, das Ego paart sich längst mit Selbstironie. Es ist daher auch nicht peinlich, wenn er sich nur mit Opi-Unterhose bekleidet filmen lässt und in einer Netflix-Serie stundenlang über sein Leben erzählt.

Ganz im Gegenteil: Genau dieses Oszillieren zwischen Überheblichkeit und Vulnerabilität sorgt dafür, dass ihm unverändert die Herzen zufliegen. Letztlich kratzt Robbie immer wieder die Kurve — am Juli auch im längst ausverkauften Ernst-Happel-Stadion am September gastiert er dann im Klagenfurter Wörthersee Stadion.

Zur Einstimmung darauf: ein Streifzug durch gut 30 Karrierejahre. Über eine Zeitungsannonce und ein Casting fand er die fünf Mitglieder einer Gruppe, die den Namen Take That verpasst bekam. Neben selbstgeschriebenen Balladen des Sängers und Pianisten Gary Barlow bestimmten Coverversionen alter Discosongs das frühe Repertoire.

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Gary Barlow hatte längst das kreative Kommando über die inzwischen megaerfolgreiche Boyband übernommen — und Robbie Williams das Interesse an den kreischenden Mädchen verloren. Sein Drogenkonsum eskalierte. Lieber feierte er mit Oasis in Glastonbury und mit George Michael in Frankreich, als sich um seine Verpflichtungen bei Take That zu kümmern.

Ob es einen Robbie Williams ohne Schutz- Engel noch gäbe? Heffernan wollte damit seine Freundin trösten, die gerade ein Kind verloren hatte: Immer, wenn ein Kind stirbt, werde ein Engel geboren. Chambers und Williams veränderten den Song — und zahlten dem eigentlichen Autor dafür läppische britische Pfund.

Deren Gitarrist? Guy Chambers, Robbies Songwriting-Hälfte. Es ist kein Wunder, dass Williams seinen Musical-Film nach diesem Song benannt hat: ein kleiner Schrei nach Liebe und Hilfe, den der junge Schulabbrecher in die Welt schickte. Fun Fact: Später nahm Williams sogar eine spanische Version des Liedes auf.

Damals wurde einfach alles zum Erfolg, was er und sein kongenialer Partner Guy Chambers anfassten. Der australische Eighties-Popstar Kylie Minogue versuchte gerade einen Neustart und bestellte einen Song bei den beiden.